Heavy Metal Fußball mit gewaltigen Soundproblemen

Schon bei der Auslosung war klar, Liverpool FC vs. AC Mailand ist ein Klassiker – zumindest vergangener Tage. Gestern war es dann endlich soweit und unser LFC konnte in die Champions League Saison starten. Anfield war heiß, denn so selbstverständlich war die diesjährige Teilnahme an der Champions League nicht, hat man sich doch erst auf dem letzten Drücker – dann aber mit grandiosen Leistungen – verdient für den Cup qualifiziert.

Ohne den Top-Keeper Gianluigi Donnarumma, der zu Saisonbeginn nach Paris wechselte und ohne Top Stürmer Zlatan Ibrahimovic traten die Mailänder gestern mit einem dennoch gut aufgestellten Team an, welches absolut nicht zu unterschätzen ist. Jürgen Klopp überraschte vermutlich nicht nur die eigenen Anhänger mit der Aufstellung. Für Sadio Mané, der seiner Form aktuell etwas hinterher läuft, startete Divock Origi, der in dieser Saison noch keine Berücksichtigung fand. Ebenfalls seinen offiziellen Saisonstart feierte Joe Gomez und bildete mit Joel Matip die Innenverteidigung. Somit saß Virgil van Dijk zunächst nur auf der Bank und vorweg, das sollte auch die gesamten 90 Minuten so bleiben. Hier sieht man schon den Unterschied zur Vorsaison. Während wir letztes Jahr tatsächlich aus dem letzten Loch pfiffen, können wir uns es dieses Jahr wohl erlauben, den aktuell weltbesten Verteidiger auf die Bank zu setzen. In der Tat ein sehr beruhigendes Gefühl.

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Vom Kick off an zeigte Liverpool, dass man hier Herr im Hause ist und legte famos los. Eigentlich mache ich mir während des Spiels immer ein paar Notizen, wenn ich den Bericht schreibe. Gestern kam ich da fast gar nicht zu. Unser LFC brannte ein Feuerwerk ab, was ganz stark an den Heavy Metal Fußball erinnerte, für den uns vor Jahren alle bewunderte haben. 2017 als wir uns in der CL zurückgemeldet hatten. Direkt in der 7. Minute kam es gleich zur ersten Chance, nach Ecke von Trent Alexander Arnold köpfte Joel Matip den Ball oben in den Winkel, leider nicht mit genügend Wucht, sodass es ein dankbarer Ball für den Mailänder Keeper Mike Maignan war.

Es dauerte keine 2 Minuten und der Ball zappelte im Netz. Wieder einmal war es Trent Alexander Arnold, der an diesem Abend bestens in Form war. Nach einem Lauf zum Mittelfeld passte TAA rechts auf Mo Salah und dieser gab den Ball direkt in den Lauf von Trent Alexander Arnold, der erfolgreich abschloss. Allerdings fälschte Fikayo Tomori den Ball noch leicht ab, weswegen das Tor offiziell als Eigentor gewertet wurde.

Weiter ging es mit dem Heavy Metal Fußball, in Minute 11 wurde ein Schuss von Mo Salah noch abgeblockt und keine Minute später entschied Schiedsrichter Szymon Marciniak nach einem Handspiel auf Elfmeter. Der ansonsten treffsichere Mo Salah trat an und schoss dankbar für Maignan, sehr zentral aufs Tor. Die frühzeitige Chance das Ding fast schon klar zu machen und auf 2:0 zu erhöhen, war also vergeben.

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Wenig beeindruckt von dem Fehlschuss machte Liverpool da weiter wo man angefangen hat, Druck nach Vorne und für den Gegner keine Chance zum Luftholen. Ein Eckenverhältnis von 13:0 nach 16 !!! Minuten zeigte deutlich, dass es eigentlich mehr Speed Metal Fußball war, als „nur“ Heavy Metal. Erst in der 28. Minute kam Mailand zur ersten wirklich gefährlichen Szene und brachte Liverpools Verteidigung etwas ins Schwimmen. Eine richtige Torchance ergab sich dadurch aber nicht.

Bis zur 42. Minute ging es munter weiter und selbst als Zuschauer ersehnte man sich fast schon die Halbzeit herbei, um ein wenig Luft zu holen und den Puls zu senken. Doch was dann passierte, hatte wohl niemand auf dem Schirm. Mit der ersten wirklichen Torchance glich völlig überraschend Ante Rebic zum 1:1 aus. Nur eine Minute später war es Braham Diaz, der sogar noch das 1:2 erzielte. Das nennt man wohl effektiv, 2 Minuten aufdrehen, 2 Chancen, 2 Tore. Das Spiel war gedreht und keiner wusste so wirklich warum. Natürlich muss man die Chancenverwertung – wie schon gegen Chelsea – bemängeln. So einen richtigen Vorwurf, kläglich vergeben zu haben vor dem Tor, konnte man aber keinem der Liverpooler Akteure machen.

Ohne Wechsel auf beiden Seiten ging es in Halbzeit zwei und zunächst machte Mailand da weiter wo sie vor der Pause aufgehört hatten, nach einer Ecke netzte Kjaer zunächst zum 1:3 ein und alle dachten, welch verkehrte Welt. Doch Kjaer stand im Abseits und das Tor zählte berechtigter Weise nicht. Es bewirkte allerdings das Liverpool wach wurde. So war es der extrem stark aufspielende Mo Salah, der dann in der 48. Minute den mehr als verdienten Ausgleich erzielte. Ein Schuß aus ca. 10 Metern ins linke, untere Eck, nach einer Vorlage von Divock Origi, der an dem Abend auch zu gefallen wusste.

Der erste Wechsel auf Liverpooler Seite in der 63. Minute, Origi musste verletzungsbedingt vom Platz, für ihn kam Sadio Mané. 67. Minute, Eckball für Liverpool von links, hereingebracht von Trent Alexander Arnold, Ball abgewehrt und den Nachschuss aus ca. 18. Metern zimmert unser Skipper Jordan Henderson unten links ins Eck. 3:2 Liverpool. Wieder das Spiel gedreht, diesmal aber zum Glück durch Liverpool. Zur 70. Minute stockte noch einmal kurz der Atem, als Rebic auf das Liverpooler Tor zulief, dann aber bravourös von Alisson gestoppt wurde.

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Zeit für neues Personal, Thiago und Jones kamen für Keita und Jota. Munter ging es weiter mit dem Druck auf das Mailänder Tor. Eigentlich hätte Liverpool an diesem Abend ein Torfestival feiern können, bzw. müssen. Aber es sollten an dem Abend nicht sein. Auch der letztmalige Personalwechsel in Minute 83. änderte daran nichts. Die beiden Torschützen Henderson und Salah wichen für Milner und Oxlade-Chamberlain.

In der letzten Minute war es Sadio Mané, mit der großen Möglichkeit zum 4:2, aber er zögerte zu lange mit dem Abschluss, so dass es beim hochverdienten 3:2 Sieg blieb. Ein grandioser Fußball Abend ging erfolgreich zu Ende. Einziger Kritikpunkt ist die Chancenverwertung, was für die „Soundprobleme“ sorgte.

Wieder einmal ein Herzschlag Spiel zwischen Liverpool und Mailand. Richtig stark waren Trent Alexander Arnold und Mo Salah, wobei aus meiner Sicht Mo Salah, aufgrund seines Assist und seines Tores dann leicht die Nase vorn hatte, zum Man of the Match. Im Grunde haben sich gestern aber alle Spieler eine gute Note verdient und auch unser Coach bekommt mit der überraschenden Starting XI und seinen Wechseln, von mir die volle Punktzahl. Eines zeigt das Spiel aber ganz deutlich, wer glaubt, dass Liverpool diese Saison nicht im Konzert der ganz großen mitspielen wird, weil man keine dreistelligen Millionenbeträge in Transfers investiert hat, der dürfte sich gewaltig geirrt haben.

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